Bayerischer Landtag
München
Erbaut 1857-1874 von König Maximilian II.
Architekt: Georg Friedrich Christian Bürklein
Raum 230 Konferenzzimmer / Akademiesaal
Vorzustand
Ausgangszustand war ein ausgedienter Teppichboden
Erste Bodenöffnung bis zum Blindboden / Kiesschüttung / Balken
Planung
Die Planung erfolgte durch das Staatliche Bauamt München II
Produktion eines neuen Parkettbodens
Die Umgebungsvariablen wurden mit Klimadatenloggern aufgezeichnet und mit den Feuchtemesswerten der bauseits vorhandenen Hölzer abgeglichen. Dem Ergebnis entsprechend wurden die Hölzer getrocknet.
In unserer hauseigenen Parketttischlerei wurde der Parkettboden aus Massivhölzern von Hand gefertigt. Das garantierte nicht nur höchste Qualität, dabei entstand auch der Charme und die Wirkung eines handgefertigten Fußbodens. Bei anderen Herstellungsmethoden, wie computergestütztem Fräsen, Wasserstrahl- oder Laserschnitt, kann diese einmalige Ausstrahlung nicht erreicht werden. Ebenso wenig, wenn die Aufteilung nicht raumbezogen mit ringsum gleich breiten Friesen sowie ausgemittelten Achsen erfolgt. Auch ungenaue Handarbeit mit gekitteten Fugen führt nicht zu einer harmonischen Raumwirkung.
Da sich nicht messbare Abweichungen eines jeden Einzelteils erst durch Aufsummieren in der Fläche wahrnehmen lassen, wurde der Parkettboden für eine Formatkontrolle probehalber zusammengesetzt.
Einbau
Nach dem Rückbau der Altbeläge wurde der vorhandene Blindboden ebenfalls entfernt.
Unter dem alten Blindboden offenbarte sich noch eine Überraschung: Durch Wasser aus Blumenvasen war der darunter liegende Balken so weit geschädigt, dass die Tragfähigkeit nicht mehr gegeben war. Sozusagen während der Arbeiten hat das Ingenieurbüro bbi die entsprechende statische Berechnung mit Schraubenplan erstellt. Der erforderliche Leimbinder wurde noch am gleichen Tag in unserer Werkstatt nach den berechneten Maßen zugeschnitten und gehobelt.
Die vorhandene Schüttung aus Kies wurde zum Teil entfernt und mit einer Schüttung aus Kalksplitt ergänzt, welche lasergestützt über den gesamten Raum millimetergenau abgezogen wurde.
Auf dem so erstellten Unterbau wurden die Achsen und Friese eingemessen und markiert. Dann erfolgte die Verlegung des Parkettbodens, der erst unmittelbar vor der Verlegung aus der luftdichten Verpackung genommen wurde.
Besonderes Augenmerk war hier auf die exakte Anordnung jedes Einzelteiles zu legen. Verlegfehler summieren sich ebenso auf, wie dies bei Ungenauigkeiten der Fall wäre. Die Verlegung erfolgte mit speziell für diesen Zweck hergestellten Schrauben. Die digitale Kartierung von Parkettböden, die so verlegt oder nach Restaurierungen wieder verlegt werden, enthält auch eine Kartierungsebene Schraubenplan. So können spätere Generationen die Parkettböden zerstörungsfrei ausbauen, restaurieren und wieder einbauen. Erfolgt dies ohne Holzabnahme, können solche Böden mehrere Jahrhunderte in Gebrauch sein.
Beginnt man die Verlegung, so muss diese unabhängig von der Uhrzeit in einem Zug bis zum Randfries erfolgen. Bei längeren Pausen können, abhängig von der Luftfeuchte, bereits geringe Verschiebungen im Muster entstehen. An diese könnte das später ausgepackte Parkett nicht mehr mit der erforderlichen Präzision angefügt werden.
Dass sich der Aufwand gelohnt hat, wird jetzt ersichtlich. Jeder bemerkt es, manche Menschen unbewusst, andere haben ein geschultes Auge hierfür. Der Saal entfaltet jetzt wieder seine ursprüngliche Raumwirkung. Vergleichen Sie diese Bilder mit dem ersten Bild ganz oben. Stimmige Räume haben eine ähnliche Wirkung auf Menschen wie Naturerlebnisse.
Da es sich hier um einen neuen Boden handelt, wurde die Oberfläche vollkommen staubfrei bis zur Körnung 320 geschliffen.
Der Akademiesaal wird für Konferenzen und Empfänge genutzt. Zum Teil mit mehrmals täglich wechselnden Anlässen. Für diese starke Beanspruchung wurde eine fünfschichtige, seidenmatte Lackierung gewählt.
Als letztes erfolgte die Montage der Sockelleisten.
Besonders hervorzuheben sind auch hier unsere handgefertigten Sockelleisten. Diese stellen wir nicht nur in allen gewünschten Dimensionen her, sondern auch wie hier für Rundungen, Bögen oder ovale Formen.